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Die Liebe zu den hohen Hacken lässt uns Frauen oft unvernünftig werden. High Heels an, Hirn aus. Die möglichen Folgen blenden wir einfach aus. Wir konzentrieren uns lieber aufs Wesentliche: Neben dem temporären Wachstumsschub und dem (optischen!) Verlust einiger Kilos liefern uns Absatzschuhe zum Beispiel auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Kleine Wehwehchen nehmen wir in Kauf. Doch nach einem Tag auf High Heels treten oftmals unangenehme Beschwerden wie brennende Fußballen, taube Zehen oder Knieschmerzen auf. Kann das langfristig gesund sein? Dieser Frage sind wir auf den Grund gegangen.
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Was sagen die Experten - High Heels, gut oder schlecht?
"Grundsätzlich weder gut noch schlecht", sagt Dr. Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut in Offenbach. "Die richtige Devise lautet: Absatzhöhen wechseln." Denn: Füße seien von Natur aus an die Vorrausetzungen von Naturböden angepasst und in der Lage, mal von einer Kuppe, mal flach, mal aus der Mulde abzurollen. "Unsere 'Kulturböden' sind dagegen platt und hart. Deshalb ist es empfehlenswert, Schuhe mit flachen und mittleren Absatzhöhen im Wechsel zu tragen", sagt Schulz. Hohe Absätze sollten ihr zufolge stundenweise eine Ausnahme sein. Alle Schuhausstattungen, die aktives Training für die Füße bedeuten, seien je nach Intensität nur kurzzeitig zu tragen. "Schließlich mutet auch niemand seinen Armen stundenlang Klimmzüge zu", sagt sie.
Mögliche Folgen vom Laufen in High Heels
Je höher der Absatz, desto mehr Druck lastet auf unseren Füßen. Dadurch werden die Zehen in eine unnatürliche Form gezwungen – bei spitz zulaufenden Heels gleich doppelt. Die Folgen können sich unterschiedlich äußern. Fußchirurg Dr. Adrian Wiethoff rät: "Pro Zentimeter Absatz kommen durch das Tragen von High Heels etwa zehn Prozent mehr Belastung auf den Vorfuß. Wie bei so vielen Dingen gilt daher: Alles mit Maßen! Und wenn, dann sollten Sie den Füßen ausreichend Erholungszeit gönnen und zum Beispiel viel Barfußlaufen."
Wirbelsäule und Rücken
Langfristig kann die Liebe zu hohen Absätzen zu einer Verkürzung des Wadenmuskels führen. Und auch unsere Knie sind betroffen, denn durch das ständige Tragen von High Heels ändert sich die komplette Gewichtsverteilung. Die Folge: Kniegelenksarthrose, der vorzeitige Verschleiß des Knorpels. Je höher der Absatz, desto mehr krümmt sich auch unser Rücken. Es entstehen unangenehme Rückenschmerzen, die bis in die Hüfte ausstrahlen können und zu Gehbeschwerden führen können.
Verkrümmung der Zehen
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Es können zum Beispiel Hammerzehen entstehen. Dabei ist das Mittelgelenk des Zehs so stark nach unten gebeugt, dass das Ende des Zehs nach unten zeigt – eben wie eine Hammerspitze. Das andauernde Laufen in High Heels begünstigt zudem auch die Bildung eines Hallus valgus (Ballenzeh). Hinter diesem Begriff steckt eine Fußfehlstellung. Hierbei wandert der erste Mittelfußknochen in Richtung Fußaußenseite, der vordere Fuß verbreitert sich und der große Zeh knickt oftmals nach innen ab. Besteht ohnehin schon ein Fersensporn, kann sich dieser durch die Mehrbelastung entzünden.
Morton-Syndrom
Taube, kribbelnde Zehen und einschießende, stechende Schmerzen sind die Symptome des Morton-Syndroms, auch Morton Neurom genannt. Es ist eine häufige Folge einer Spreizfußfehlstellung und kommt zumeist bei Frauen vor. Was genau dahinter steckt? Das Morton-Syndrom ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems des Fußes. Es äußert sich meist zwischen dem dritten und vierten Zeh. Auslöser sind Schwellungen an den Interdigitalnerven, die sich an den Köpfen der Mittelfußknochen befinden.
Schnelle Übungen für High Heel-Fans
Es schadet nicht, wenn Sie ab und an Ihre High Heels ausführen. Wichtig ist nur, dass es nicht jeden Tag passiert. Deswegen: Wer dennoch öfter in hohe Schuhe steigen muss oder will, kann seinen Körper auf die anstehende Belastung vorbereiten, ihn High Heel-fit machen. Wie das geht? Mit gezielten Übungen.
Wadenmuskulatur stärken
High Heel-Liebhaberinnen sollten regelmäßig Ihre Wadenmuskulatur trainieren. Hierzu gibt es zwei simple und schnelle Übungen, die sich prima in den Alltag integrieren lassen. Erste Variante: Stellen Sie sich auf eine Treppenstufe – aber nur mit dem Vorfuß. Die Ferse wird vorsichtig abgesenkt. Zweite Variante: Auf die Zehen, fertig, los! Klingt einfach? Ist es auch. Stellen Sie sich auf die Zehen und drücken Sie sich langsam nach oben. Durch diese beiden Übungen kommt es zu einer Dehnung der Wadenmuskulatur.
Füße trainieren
Damit Ihre Treter Belastungen leichter wegstecken können, lohnt es sich, die Fußmuskulatur aufzubauen. Etwa durch diese Übungen: Werfen Sie zum Beispiel ein Geschirrtuch auf den Boden und heben es mit den Zehen auf. Den Fuß mit gespreizten Zehen aufsetzen und den Vorfuß für zirka zehn Sekunden Richtung Ferse anziehen – ohne dabei die Zehen zu krümmen, versteht sich.
Achillessehne dehnen
Sportler kennen diese Übung, denn sie dient auch zum Aufwärmen der Muskulatur. Ein Bein vor das andere stellen und die Fersen fest und gerade in den Boden pressen. Die Achillessehne kann sich durch das häufige Tragen von High Heels verkürzen, weshalb diese Übung sehr nützlich ist.
Grundsätzliches zu High Heels
Die Schuhregale sind voll von unterschiedlichen High Heel-Variationen. Ob Pfennigabsatz, Keilabsatz, Kitten Heel oder Plateau – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch ein Absatzschuh gilt erst ab zehn Zentimetern Höhe als High Heel.
Für den Alltag sind Absätze nicht geeignet. Das tägliche Laufen auf hohen Schuhen kann zu bleibenden körperlichen Schäden führen. Wer nur zu besonderen Anlässen in Stilettos oder Pumps schlüpft, hat jedoch nichts zu befürchten. Ein Kompromissvorschlag an alle High Heel-Fanatiker: Steigen Sie auf Keilabsätze um. So entsteht etwas weniger Druck auf dem Vorfuß. Je weniger Sie allerdings in High Heels laufen, desto geringer auch das Risiko eines bleibenden Schadens.