Rheumatoide Arthritis und die Füße
Ganze dreiunddreißig Gelenke befinden sich in einem einzigen Fuß. Zudem enthält ein Fuß außerdem sechsundzwanzig Knochen sowie eine ganze Reihe von Muskeln, Sehnen und Bändern. Damit stellt er leider ein gutes Ziel für rheumatoide Arthritis dar. Dabei handelt es sich um eine chronische, entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Membran angreift, die die Gelenke umgibt. In der Regel sind zuerst kleinere Gelenke wie die Hände oder eben die Füße betroffen. Nach Angaben der „Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V.“ sind rund 1,5 Millionen Menschen, also zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen. Dazu kommen etwa 20.000 rheumakranke Kinder.
Vereinfacht ausgedrückt, entstehen durch rheumatoide Arthritis Schwellungen, die den Knorpel schädigen und die Knochen im Gelenk aufweichen. Da es sich bei der rheumatoiden Arthritis um eine Systemerkrankung handelt, sind auch die Bänder und das umliegende Weichgewebe betroffen. Das führt zu einer Schwächung der Gelenke, was wiederum Deformierungen mit sich ziehen kann.
Bei rheumatoider Arthritis in den Füßen, sind die Fußgelenke mitunter deshalb schneller betroffen, weil sie kleiner sind. Fuß- und Knöchelsymptome können somit auch die ersten Anzeichen der Krankheit allgemein sein. Umso wichtiger ist es also, dass Sie auf Schmerzen in den Füßen achten, die mögliche Symptome für die Erkrankung darstellen können.
Mögliche Schmerzen durch die Erkrankung
Sind Ihre Füße von rheumatoider Arthritis betroffen, kann es zu Schwellungen, Rötungen und einem Wärmegefühl an den betroffenen Gelenken kommen. Diverse Schmerzbilder kommen ebenfalls häufig dazu. Die Mehrzahl der Betroffenen klagt über Schmerzen sowie Funktionseinschränkungen der Füße.
Im Gegensatz zur Osteoarthritis, die in der Regel nur ein bestimmtes Gelenk betrifft, tritt die rheumatoide Arthritis in den gleichen Gelenken auf beiden Seiten des Körpers auf. Aus diesem Grund sind häufig beide Füße gleichzeitig betroffen. Die Symptome treten dann meist in Schüben auf, können zeitweise aber auch wieder vollkommen verschwinden.
Folgende spezifische Fußprobleme können auf eine rheumatoide Arthritis in den Füßen hinweisen.
Schmerzen im Bereich des Fußballens
Wenn die tieferen Muskeln in Ihrem Fuß ihre stabilisierenden Kräfte verlieren, kann es zu Verrenkungen oder Verformungen am Zehengrundgelenk kommen. Das erhöht den Druck auf den Vorfuß, was wiederum Schmerzen und Entzündungen im Bereich des Fußballens verursacht. Zudem kann es zu einer Atrophie der Fettkissen kommen. Das bedeutet, dass sich die normalen Fettkissen, die den Fußballen bedecken, ausdünnen und sich abnutzen, was wiederum Schmerzen verursacht.
Ballenzeh, Hammerzehen und Krallenzehen
Verschieben sich einige Knochen im Fuß oder sind Bänder geschwächt, kann es zu Gelenkdeformationen kommen. Ausprägungen sind beispielsweise ein Ballenzeh, Hammerzehen oder Krallenzehen. Sie alle sind schmerzhaft und erschweren ein normales Gehen.
Schmerzen in der Ferse
Gerade bei fortgeschrittener rheumatoider Arthritis verliert der Rückfuß, bzw. der Fersenbereich, häufig an Stabilität. Das Band, das die Ferse mit dem vorderen Teil des Fußes verbindet, kann das Fußgewölbe dann nicht mehr so gut stützen. Die zusätzliche Belastung und Entzündung schwächt die Struktur und kann ebenfalls zu Schmerzen führen.
Veränderungen der Fußform
Rheumaknoten
Bei manchen Menschen mit rheumatoider Arthritis bilden sich unter der Haut harte Knötchen. Meist treten diese an Druckstellen auf. An den Füßen können Knötchen über der Achillessehne, im Fersenpolster oder über knöchernen Stellen auftreten. Sie verursachen hier Schmerzen, wenn sie beim Gehen an den Schuhen oder auf dem Boden reiben.
Rheuma vorbeugen
Rheumatische Erkrankungen lassen sich nicht immer verhindern. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, mit denen sich deren Entstehung zumindest ein bisschen entgegenwirken lässt.
- Treiben Sie regelmäßig Sport. Dadurch bleiben Ihre Gelenke beweglich. Im besten Fall schonen Sie beim Sport aber Ihre Gelenkknorpel. Gelenkschonende Sportarten sind etwa Schwimmen, Rudern, Wandern, Bouldern, Nordic-Walking oder auch Aqua-Jogging.
- Beim Kauf von Schuhen – insbesondere auch Sport- und Laufschuhen – sollten Sie stets auf wirklich optimal passende Modelle achten.
- Verzichten Sie auf übermäßigen Alkoholkonsum und verzichten Sie bestenfalls vollständig auf das Rauchen.
- Versuchen Sie, sich ausgewogen zu ernähren und eine gesunde Darmflora zu halten. Ist eine rheumatische Erkrankung bereits diagnostiziert, gibt es gar einige spezielle Tipps rund um die Ernährung, wie sich die Schmerzen lindern lassen. Weniger Wurst und Fleisch sind ratsam, damit allein ist es aber noch nicht getan.Adobe Stock, Vadym, #320191918
- Vermeiden Sie Übergewicht. Auch hierzu tragen eine ausgewogene Ernährung und Sport bei.
- Sollte es einmal zu einer Wunde, in der Nähe eines Ihrer Gelenke kommen, sorgen Sie dafür, dass die Wunde schnell und gut versorgt wird.
Die Erkrankung frühzeitig behandeln
Kommt es trotz vorbeugender Maßnahmen zu einer rheumatischen Erkrankung der Füße, ist es besonders wichtig, sie anhand genannter Symptome und möglicher Schmerzen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Am besten ist es, die Erkrankung „möglichst innerhalb von drei Monaten, besser vier bis sechs Wochen nach Symptombeginn“ zu behandeln, so Frau Dr. Ulrike Lorenz, Oberärztin der Orthopädie am Marienstift Arnstadt.
Leider, so Frau Dr. Lorenz weiter, gelänge das auch aufgrund einer zu geringen Anzahl Internistischer Rheumatologen nicht immer. Umso wichtiger ist es, selbst genau auf mögliche erste Warnsignale zu achten und schnell orthopädischen Rat zu suchen.
Maßnahmen zur Schmerzlinderung
Bestehen bereits Schmerzen durch rheumatoide Arthritis, lassen sich diese mit Hilfe unterschiedlicher Maßnahmen teilweise deutlich lindern.
Strenge Behandlungspläne
Der vielleicht wichtigste Punkt bei der Behandlung von Schmerzen rheumatoider Arthritis ist dieser: Halten Sie sich möglichst streng an den Behandlungsplan, den Sie mit ihren behandelnden Ärzten besprochen haben. Nicht immer ist es leicht, alle Maßnahmen umzusetzen, es ist aber wichtig, um die Erkrankung einzudämmen und Deformationen der Füße bestmöglich zu vermeiden.
Je nach Schwere der Symptome und Dauer der Krankheit verschreibt der behandelnde Arzt möglicherweise auch eine Kombination von Medikamenten. Das Ziel hiervon ist stets, die systemische Entzündung zu stoppen, um eine geringe Krankheitsaktivität oder eine Remission zu erreichen. Dadurch sollen Schmerzen und Erschöpfung sowie langfristige Gelenk- und Organschäden verhindert werden.
Häufig werden nichtsteroidale Antirheumatika zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung verschrieben. Hinzu kommen Steroide zur Entzündungshemmung und Verlangsamung von Gelenkschäden sowie krankheitsmodifizierende Antirheumatika zur Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit.
Ruhe während der Rheumaschübe
Rheumaschübe können auch in den Füßen leider oft aus heiterem Himmel kommen. Sie sollten sich während dieser Schübe Ruhe gönnen. Nur so ist garantiert, dass der Entzündungsprozess möglichst schnell abklingen kann, bevor Sie wieder aktiv werden. Mit Hilfe von Eis oder anderen Formen der Kältetherapie lässt sich zudem den Schwellungen und Schmerzen während eines Schubs entgegenwirken.
Die Form der Schuhe
Wie bereits erwähnt, ist die Form Ihrer Schuhe wichtig, um Rheuma in den Füßen entgegenzuwirken und Schmerzen zu lindern. Achten Sie darauf, dass diese Form stets möglichst exakt der Ihrer Füße entspricht.
Maßgeschneiderte Orthesen oder eine gute Schuheinlage verleihen den Füßen zusätzlichen Komfort und Halt. Sie bringen den Fuß „wieder ins Gleichgewicht“, stützen das Fußgewölbe besser und polstern den Fußballen.
Steroid-Spritzen
Kortison-Injektionen in das betroffene Gelenk des Fußes können dabei hilfreich sein, Entzündungen zu verringern. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass es sich hierbei nur um Übergangslösungen handelt. Sie halten das Fortschreiten der Krankheit nicht auf.
Operationen
Je nach Ausmaß des Knorpelschadens und der Wirkung anderer Behandlungen, wird Ihr Arzt eventuell eine Fußoperation empfehlen. Die Fusion der betroffenen Knochen stellt den häufigsten Eingriff dar. Im Rahmen dieser Operation werden die beiden Knochen, die ein Gelenk bilden, zu einem einzigen Knochen „verbunden“. Andere chirurgische Eingriffe können bei manchen Patienten Ballenzehen oder Hammerzehen korrigieren.
Naturheilverfahren bei Rheuma im Fuß
Es gibt auch einige geeignete Naturheilverfahren bei Rheuma im Fuß. Entzündungshemmende Nahrungsmittel beispielsweise können bei autoimmun bedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eine sinnvolle unterstützende Therapie darstellen. Außerdem kann der Einsatz von Blutegeln sich insbesondere bei degenerativen Veränderungen lohnen. Hinzu kommen die bereits empfohlene regelmäßige Bewegungstherapie durch gelenkschonende Sportarten, Dehnübungen, regelmäßiges Praktizieren von Tai-Chi oder Yoga sowie eine ausgewogene Ernährung.