FEETASTIC: Erklären Sie uns doch einmal, was molibso genau macht.
LESEN SIE AUCH:
FEETASTIC: Wie sind Sie dazu gekommen? Wie ist die Idee entstanden?
Hollenbacher: Für mich gab es ein Aha-Erlebnis in Australien. Dort habe ich mit meinem damaligen Arbeitgeber und der australischen Sporteinzelhandelskette „The Athlete’s Foot Australia“ ein Konzept entwickelt, das Druckmessplatten aus der Medizintechnik bei der Sportschuhberatung nutzt. Dadurch habe ich erlebt, wie groß die Nachfrage an gesundheitsorientierten Dienstleistungen tatsächlich ist. Im Zusammenspiel mit meinem Wissen um Vertrieb – ich bin promovierter Vertriebsingenieur – und das große Interesse an der Medizintechnik, habe ich das Projekt noch etwas weitergedacht. Gemeinsam mit meinem Bruder Lars Hollenbacher habe ich mich dann 2015 selbstständig gemacht und wir haben molibso dyneos entwickelt.
FEETASTIC: Sie haben in Down Under eine ähnliche Messtechnik eingeführt. Erzählen Sie uns mehr darüber. Gibt es dahingehend Unterschiede zwischen Deutschland (Europa) und Australien?
Hollenbacher: Analysen haben zum Beispiel herausgefunden, dass sich der australische Fuß vom deutschen Fuß unterscheidet. Es gibt mindestens eine Vorfußform mehr als in Europa. Außerdem merkt man in Australien, dass es nie eine „Geiz ist geil“-Bewegung, wie hier in Deutschland, gegeben hat. Statt nur nach dem niedrigsten Preis zu suchen, fragen sich die Australier eher „Was ist das Beste für mich?“ und richten danach ihre Kaufentscheidungen aus.
FEETASTIC: Was machen die meisten Menschen beim Vermessen falsch?
Hollenbacher: Falsch wäre nur, es gar nicht zu machen. Man kann aber natürlich dafür sorgen, dass man möglichst viel aus der Analyse herausholt. Als Schuhkäufer kann ich zum Beispiel meine alten Laufschuhe mitbringen. Das hilft dem Berater sehr. Der sollte natürlich eine Analyse unter möglichst realistischen Bedingungen durchführen. Bedeutet zum Beispiel, dass eine Analyse im Stehen nicht sinnig ist. Auch das Laufen auf einem Laufband ist nicht realistisch, weil sich der Boden bewegt und nicht der Läufer.
FEETASTIC: Was sollte der perfekte Sportschuh leisten können?
FEETASTIC: Was passiert beim Sporttreiben mit unseren Füßen?
Hollenbacher: Wenn wir Gehen, Laufen oder Rennen, wirken Kräfte auf unsere Füße ein. Diese können das Fünffache unseres Körpergewichts erreichen. Deshalb sind „Stoßdämpfer“ besonders wichtig. Unser Fuß kann durch seine gewölbte Form und mit Hilfe von Bändern und Muskeln den Stoß abfedern. Das geht allerdings nur, wenn der Fuß gesund ist und eine stabile Auflage im Schuh hat, damit der Druck des Fußes auf den Boden perfekt verteilt werden kann. Beim Abdruck verspannt sich der Fuß und drückt über die Zehen vom Boden ab. Auch hier ist die richtige Druckverteilung extrem wichtig, sonst kommt es zu lokalen Überlastungen und im schlimmsten Fall zu dauerhaften Verletzungen.
FEETASTIC: Welcher ist der schlimmste Fehler, den man beim Sportschuhkauf machen kann?
Hollenbacher: Ausschließlich nach der Optik oder den Markenversprechen zu entscheiden. Denn der falsche Schuh kann im schlimmsten Fall sogar anatomische Probleme hervorrufen. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Optik außen vor gelassen werden soll. Allerdings sollten wir Sportschuhe eher wie Brillen kaufen. Dort wird auch erst eine Analyse gemacht, dann die Brillengläser angepasst und dann entscheidet man sich für den schönsten Rahmen.
FEETASTIC: Wie oft sollten die Füße vermessen werden?
Hollenbacher: Füße verändern sich im Laufe des Lebens. Sie verändern sich sogar schon im Laufe des Tages, weil die Muskeln und Sehnen ermüden. Auch der Trainingszustand der Füße hat einen Einfluss darauf. Vor jedem Schuhkauf ist eine volle Analyse sicherlich nicht zwingend nötig, dennoch bietet es sich an, in regelmäßigen Abständen Analysen durchführen zu lassen.
FEETASTIC: Wie gehen Sie beim Schuhkauf vor? Schon mal online Sportschuhe bestellt?
Hollenbacher: Zuerst suche ich mir natürlich ein Sportgeschäft, das mich gut beraten und eben auch vermessen kann. Und dann verlasse ich mich voll auf die Reihenfolge, wie beim Brillenkauf. Ich habe seitdem noch kein Paar Schuhe in ein Geschäft zurückbringen müssen. Onlinekauf? Na klar. Aber ich musste tatsächlich schon einmal Schuhe zurückschicken. Kauft man online, dann sind Käufe nach Optik oder nach Anzeigen viel wahrscheinlicher, und die Passform rückt erstmal in den Hintergrund. Das bereut man dann später.
FEETASTIC: Wie wird Ihrer Meinung nach der Sportschuhverkauf der Zukunft aussehen?
Dr.-Ing. Hollenbacher: Ich denke, dass die wichtigste Aufgabe sein wird, den Spagat zwischen datenbasierter Technologie und Menschlichkeit in der Beratung zu schaffen. Für mich ist das Sportgeschäft der Zukunft noch mehr ein Ort der Begegnung. Technologie vereinfacht, unterstützt die Beratung. Darf aber nicht die Menschen ersetzen. Das Verhältnis zwischen Verkäufer und Käufer wird noch enger werden und der Einkauf als Erlebnis wahrgenommen.